Tugenden in der medizinischen Wissenschaft und therapeutischen Praxis: Kann Nichtstun eine Tugend sein?
Ein Impuls von Prof. Dr. Hartmut Schröder
Der amerikanische Arzt und Medizinkritiker Robert Mendelsohn hat darauf hingewiesen, dass der alte und erste Grundsatz der Hippokratischen Ethik primum nihil nocere (= vor allem nicht schaden) in der modernen Medizin abgelöst worden ist durch die neue Maxime, „unternimm auf jeden Fall etwas“. Mendelsohn beschreibt in seiner Kritik des modernen Medizinbetriebs, dass nicht mehr gesunder Menschenverstand, sondern „messbare Information“ und Zahlen das letzte Wort haben. Am Beispiel von Fieber zeigt er, dass die gemessene Temperatur dem erfahrenen Arzt aber nur im Kontext eines bestimmten Patienten und einer konkreten Situation Aufschluss über dessen Zustand gibt – der Wert an sich ist für ihn sogar „bedeutungslos“. Kann Zuwarten oder sogar Nichtstun eine Tugend sein?
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